Der Hut ist im Kommen

Schon kurz nach Angela Merkels Rückzugserklärung am Tag nach der Hessen-Wahl hätten mehrere CDU-Politiker ihren Hut in den Ring geworfen, war zu lesen. Damit verselbständigte sich die gute alte Redensart und fehlte fortan in kaum einem Bericht und Kommentar. Was steckt eigentlich hinter dieser Metapher? Angeblich enstammt sie dem Amerika des vorvorigen Jahrhunderts, aus einer Zeit also, als noch kaum jemand ohne Hut auf dem Kopf auf die Straße ging. Und wer dann an einem der damals noch weit verbreiteten Schaukämpfe vorbeikam und sich stark genug fühlte, der warf eben seinen Hut in den Ring. Theodore Roosevelt soll 1912 der Erste gewesen sein, der die Formulierung benutzte, um seine Kandidatur für das Amt des US-Präsidenten zu verkünden. In der Folge wurden immer mehr Hüte geworfen, wenn es um Bewerbungen ging. Bis heute – wo doch kaum noch jemand einen Hut trägt. Nun lesen wir aber auch, dass der Hut als modisches Accessoire wieder im Kommen ist. Steht aber nicht jedem, und wen am anderen Ende des Körpes der Schuh drückt und es deshalb nach barfüßigem Sandalengang gelüstet, der sieht mit Hut eher – na ja – aus. Für die angesprochenen Politiker gilt aus anderen Gründen, auf der Hut zu sein. Denn wer seinen Hut in den Ring wirft, um bald den Hut aufzuhaben, muss auch mit der Reaktion „Das kannst Du Dir an den Hut stecken“ rechnen. Wer so eins auf den Hut bekommt und dann ganz klein mit Hut ist, kann danach wohl nur noch den Hut nehmen.

Rundgeschaut … Die Seite 3 Kolumne aus dem WILIH … 7.11.2018