Geschwister Scholl-Gymnasium: Endlich eine Perspektive

Stuttgart-Sillenbuch … Neben den bisher diskutierten Varianten Neubau und Sanierung mit Erweiterung bringt die Stadt Stuttgart für das Sillenbucher Geschwister Scholl-Gymnasium (GSG) nun eine dritte Variante ins Gespräch: Neubau, Abriss und Sanierung in mehreren Bauabschnitten. Am 11. Juli gab der Sillenbucher Bezirksbeirat dafür grünes Licht.

In einem ersten Bauabschnitt könnte ein erster Erweiterungsbau errichtet werden. Schritt Nummer Zwei wäre ein Teilabriss des bestehenden Schulgebäudes. Dadurch würde eine Fläche frei für einen zweiten Erweiterungsneubau. Nach Abschluss dieser Bauabschnitte könnte dann der jetzige südliche Teil des Gymnasiums, der erhalten werden soll, saniert werden. Voraussichtlich wird der Bebauungsplan zu ändern sein, da geltende Baugrenzen überschritten würden. Der Flächennutzungplan müsste aber nicht geändert werden. Für die bisher diskutierten Varianten – Sanierung oder Neubau – wurden Investitionssummen zwischen 39,5 und 47 Millionen Euro genannt (Zahlen von 2014 bis 2016). Die neue – dritte – Variante ist noch nicht kalkuiert.

Kemnater Straße trennen?

Das GSG ist inzwischen klar auf dem Weg zur Fünfzügigkeit. Entsprechend hat die Stadt ihre Bedarfsprognose gegenüber früheren Studien nach oben angepasst. Das hat Auswirkungen auf die Sanierungs- bzw. Bauplanung für die Gymnasiumsgebäude an der Richard-Schmid-Straße. Vorteile der neuen Variante sieht die Stadtverwaltung im weitgehenden Erhalt der Identität des GSG einschließlich Mammutbaum im Innenhof des zu erhaltenden Gebäudeteils, der Beibehaltung der Schulsporthalle sowie im geringen Flächenverbrauch. Bei der zwischenzeitlich diskutierten Neubaulösung in den Schwellenäckern wäre es zu einer deutlichen Mehrversiegelung gekommen. Interimslösungen wären aber auch bei der nun favorisierten Variante nicht zu vermeiden. Allerdings wäre die Belastung des Schulbetriebs wohl deutlich geringer als bei einer Sanierung der Bestandsgebäude im laufenden Betrieb.

Eine Begleiterscheinung könnte die Trennung der Kemnater Straße sein. Die Durchfahrt zwischen Riedenberg und Heumaden bzw. Kemnat würde damit gekappt. Wendemöglichkeiten etwa auf GSG-Höhe ließen aber die Nutzung der Straße aus beiden Fahrtrichtungen weiter zu. Eine Folge des Ziels, einen echten Schulcampus zu schaffen. Allerdings ist dies kein Thema der Schulplanung, sondern eine mögliche – und keinesfalls schon verabschiedete – verkehrsplanerische Maßnahme.

Baustart wohl nicht vor 2021

Hendrik Wolff (CDU) begrüßte in der öffentlichen Sitzung des Sillenbucher Bezirksbeirates am 11. Juli die Planung als bedarfsgerecht. Die Interessen von Eltern und Schulgemeinde fänden sich in der Planung wieder. Wolff sieht nun eine Perspektive schon für Kinder, die bereits geboren sind. Weitere Hoffnung: eine weniger teure Lösung als bei den bisherigen Plänen. Der Unionssprecher fragte aber nach zeitlichem Ablauf, Risiken und Interimslösungen sowie nach der Zuverlässigkeit des Finanzplans. Wolff lobte zudem die Offenheit, mit der die Stadtverwaltung und Schulbürgermeisterin Isabel Fezer das Thema vorangetrieben hätten. Gedankt hat er auch allen, die seitens der Schule und im Gemeinderat und im Sillenbucher Bezirksbeirat für das Projekt gekämpft haben: „Ein Bezirksbeirat kann etwas erreichen, wenn man das Trennende in den Hintergrund stellt“. Für die Grünen lobte Dieter Grötzinger die gefundene Lösung als „Knall“, bat aber um einen konkreten Terminplan. Der SPD falle es nicht leicht, zuzustimmen, zeigte sich hingegen ihr Sprecher Ulrich Storz skeptisch. Doch da sich Vertreter der Schulgemeinde im Vorfeld zustimmend zur neuen Variante geäußert hätten, gebe man seinem Herzen einen Ruck. Storz machte keinen Hehl daraus, dass man einen komplette Neubau bevorzugt hätte. In seinen Dank stimmten auch die übrigen Fraktionen ein.

Risiken sieht man im städtischen Hochbauamt abstrakt neben der unsicheren Baukonjunktur bei der Akzeptanz der Nachbarschaft. Bautechnische Risiken sind derzeit nicht in Sicht. Neben einer externen Prozessbeteiligung soll die Beteiligung der Schulgemeinschaft konzeptionelle Unterstützung geben. Sechs Monate werden für den ersten Planungsschritt angenommen (Phase Null). Im Schulverwaltungsamt geht man davon aus, dass damit im neuen Schuljahr begonnen werden kann. Für den vorgeschlagenen Architektenwettbewerb wird mit einem Jahr zu rechnen sein. Interimslösungen sollen auf dem Schulparkplatz eingerichtet werden; das Containerdorf für Geflüchtete soll nicht tangiert werden. Bisher sind für das Vorhaben nur Planungsmittel bewilligt. Für die nächsten Haushaltsplanberatungen (2020/21) soll das GSG-Projekt angemeldet werden. Die Entscheidung hat dann der Stuttgarter Gemeinderat zu fällen. Auf einen konkreten Starttermin wollte sich der Vertreter des Hochbauamtes in der Sitzung noch nicht einlassen. Vor 2021 wird aber wohl nicht mit einem Baustart zu rechnen sein.

Gemeinderat entscheidet

Nach dem abschließenden einstimmigen Votum des Sillenbucher Bezirksbeirates wird am 19. Juli nach weiteren Vorberatungen in den zuständigen Ausschüssen die Beschlussfassung im Stuttgarter Gemeinderat erwartet. Danach kann die Planung vorangetrieben und ein konkretes Raumprogramm erarbeitet werden.

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