Kleiderordnung

Wer bei einer Autopanne nicht aussehen wollte wie ein Müllmann, der kaufte sich bislang keine orangefarbene Warnwesete, sondern eine gelbe. Damit ist nun Vorsicht geboten: Da gelb seit dem Aufstand der „Gelbwesten“ in Frankreich als Farbe des Protestes – wogegen auch immer – gilt, ist fortan nicht unbedingt mit Hilfe zu rechnen, wenn man im gelben Warngewand am Straßenrand steht. Anderes im Sinn hatten Zeitgenossen, die am zweiten Januar-Sonntag am „No Pants Subway Ride“ teilgenommen haben. Ihr Ziel war nicht im eigentlichen Sinne Protest, wohl aber gezielte Provokation. Ohne Oberhose im Untergrund Bahn zu fahren, mag vielleicht Menschen seltsam erscheinen, die auf korrektes Outfit Wert legen. Auch die zu Jahresbeginn üblichen geringen Temperaturen legen eigentlich nahe, auf ein wärmendes Beinkleid nicht zu verzichten. Aber genau diese Konventionen zu durchbrechen, ist die Absicht der Mitmacher bei der alljährlichen Spaß-Aktion. Mehrheitsfähig ist die sinnfreie Bahnfahrt allerdings noch nicht. In London und New York soll die Teilnehmerzahl bei mehreren Hundert gelegen haben, in Berlin bei einem Hundert. Ob dabei jemand seine Mitmenschen mittels leuchtgelber Unterhose zu warnen versuchte, ist aber nicht bekannt.

Rundgeschaut … Die Seite 3 Kolumne aus dem WILIH … 23.1.2019