Rundgeschaut 16.3.2016

Ehre, Amt und Ehrenamt

Bei den Freiwilligen Feuerwehren wird die Kritik immer lauter, dass die Politiker am falschen Ende sparen und die Verwaltung die Ehrenamtlichen durch immer neue bürokratische Schikanen treibt. Beides ist gefährlich. Frust bei Freiwilligen kann nämlich dazu führen, dass sie irgendwann nicht mehr „willig” sind und sich „frei” machen – von ihren Aufgaben zum Nutzen der Gesellschaft. Dass Ehrenamtliche nicht immer und überall willkommen sind – außer in Sonntagsreden – und es den einen oder anderen Knüppel zwischen die Beine gibt, erfahren zur Zeit viele Menschen, die sich neu oder zum ersten Mal in nennenswertem Umfang ehrenamtlich engagieren: freiwillige Flüchtlingshelfer. Die Stuttgarter Stadtverwaltung macht es sich mitunter einfach. Statt sich mit Ideen und Angeboten der Volunteers adäquat auseinanderzusetzen, pochen die Beamten auf Paragraphen und Kostenstellen und schicken merkwürdige Mails. Mag sein, dass die Flüchtlingskrise manch einen an seine Grenzen bringt – aber rechtfertigt das, Ehrenamtliche wie Bittsteller zu behandeln, gar nicht oder an der Frage vorbei zu antworten? Vor Letzterem ist übrigens auch die Presse nicht gefeit. In seiner Antwort auf eine Frage von WILIH griff der Chef des Stuttgarter Sozialamtes ganz tief in die Kiste der Marketingvokabeln und scrabbelte auf den Bildschirm, dass die Landeshauptstadt Ehrenamtlichen gerne den „Dienstleistungs-Service” ihrer Ämter zur Verfügung stelle. Was bedeutet das für die Ehrenamtlichen? Heißt das: Sie haben die „Ehre”, alles selber zu machen, nach welchen Regeln, sagt ihnen das zuständige „Amt”?