Rundgeschaut 27.4.2016

Kein Wohnungskonzept

Im Moment kommen kaum noch Flüchtlinge zu uns. Das könnte den Eindruck erwecken, dass nun zügig die Herbstwelle abgearbeitet werden kann – und alles ist gut. Mitnichten! Zum einen weiß derzeit niemand, wie es in den Problemländern weitergeht. Wie sicher ist Afghanistan? Wird es in Syrien Frieden geben? Was passiert mit den vielen Geflüchteten, die zur Zeit von der Balkanroute fern gehalten werden? Und was braut sich in Libyen zusammen? Fragen der internationalen Politik, auf die wir hier keinen Einfluss nehmen können. Auf neue Entwicklungen ließe sich wie bisher nur reagieren. Beeinflussbar sind hingegen viele Fragen, die sich aus der bisherigen Flüchtlingswelle ergeben. Und da sind zwei ganz entscheidend: Wie bekommen die Asylbewerber eine Arbeit, und wo sollen sie wohnen? Doch überall kommen die Asylverfahren nur in Zeitlupe voran, die Flüchtlinge werden auf eine Geduldsprobe gestellt. Wie lange sie bei Laune bleiben, hängt auch von ihrer hiesigen Unterbringung ab. Und da liegt nach wie vor vieles im Argen. Zwar gibt es bei der Stadt Stuttgart jetzt einen neuen Mann an der Spitze einer Flüchtlingsabteilung, der in der vorigen Woche im Hedelfinger Bezirksbeirat als sachlich Informierender eine gute Figur machte. Aber auch er kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in der Landeshauptstadt noch kein Konzept für eine längerfristig menschenwürdige Unterbringung gibt. Gebaut werden weiter Provisorien – Containercamps und Systembauten. Dabei ist der Bedarf an günstigem Wohnraum auch ohne Flüchtlingsdruck immens hoch. Multipel nutzbare Wohngebäude wären da keine schlechte Idee.