Steinenberg: Was passiert mit leerer Schule?

Dieter Bohnacker Stuttgart HedelfingenStuttgart-Hedelfingen … Was passiert mit der Steinenbergschule, wenn sie weder Gymnasium noch Gemeinschaftsschule wird? WILIH-Leser Dieter Bohnacker, Fraktionssprecher der CDU im Hedelfinger Bezirksbeirat, kritisiert die Mehrheitsentscheidung contra Gymnasium vom 19. November im Stuttgarter Gemeinderat. Er fragt sich, was mit womöglich leerstehenden Schulräumen passieren könnte. Wir veröffentlichen hier seinen Leserbrief.

Seit der Vorstellung des Schulentwicklungsplans gibt es Diskussionen über die künftige Schulform am Steinenberg in Hedelfingen – Gemeinschaftsschule oder Gymnasium? Die Politik, sowohl Verwaltungsausschuss und Gemeinderat, als auch die Mehrzahl der Bezirksbeiräte haben nicht nach Erfordernissen, sondern aus ideologischen Gründen entschieden. Grün und Rot im Rathaus haben ihr liebstes schulisches Kind „auf Teufel komm raus” durchgesetzt, obwohl der Gemeinschaftsschule die Schüler weglaufen. Im vergangenen Schuljahr hatten von 209 Gemeinschaftsschulen 124 oder fast 60 % mit sinkenden Schülerzahlen zu kämpfen. Die prognostizierten Schülerzahlen für die Oberen Neckarvororte werden der Grund sein, weshalb das Land die Gemeinschaftsschule in Hedelfingen nicht genehmigen wird.

Die Abstimmung des Untertürkheimer Bezirksbeirats ist nachzuvollziehen, weshalb er sich gegen ein Gymnasium aussprach: Er und der Schulleiter wollen keine Konkurrenz. Letzterem fliegen derzeit die gebratenen Vögel (sprich Schüler) in den Mund, ohne viel tun zu müssen. Bei einem Gymnasium in Hedelfingen sähe dies anders aus. Nicht ohne Grund hat der Schulleiter eine Kooperation mit einem neuen Gymnasium kategorisch ausgeschlossen. Mit einer Gemeinschaftsschule würde er sehr wohl kooperieren. Dies soll verstehen, wer will. Die Untertürkheimer pädagogische Elite um Schulleiter Oberstudiendirektor Martin Bizer wird von der störrischen Haltung seiner Vorgänger eingeholt. Im Jahr 1978 wetterten u.a. der damalige Schulleiter des Wirtemberg-Gymnasiums, Siegfried Kimmerle, und eine damalige Wangener Bezirksbeirätin, ihres Zeichens Elternbeiratsvorsitzende und Vorsitzende des WIGGY-Schulvereins, massiv gegen den Bau eines geplanten Schulzentrums am Steinenberg mit Grundschule mit Vorschulbereich, Hauptschule und Realschule. Das bereits vom Gemeinderat 1975 beschlossene Raumprogramm wurde über den Haufen geworfen. Auch damals schon ein Zeichen der schulischen Untertürkheimer Kirchturmpolitik! Wäre damals die Realschule am Steinenberg nicht torpediert worden, hätte das Wirtemberg-Gymnasium heute keine Raumprobleme, und die derzeitige Schuldiskussion wäre überhaupt nicht entstanden. Der damalige Leiter des Schulverwaltungsamtes, Franz Linhart, wurde 1978 in der Untertürkheimer Zeitung zitiert: „Das Optimale wäre nach wie vor ein Realschulneubau am Steinenberg”. Auch sei man der Meinung, dass durch einen Anbau die Situation im Lindenschulgelände noch beengter und massiver wird.

Nicht nachzuvollziehen war die Abstimmung der Wangener Bezirksbeiräte. Sie stellten mit ihrer Abstimmung pro Gemeinschaftsschule in Hedelfingen ihre Werkrealschule in Frage. Bei der Sitzung des Schulbeirates im Stuttgarter Rathaus hieß es, eine Gemeinschaftsschule in Hedelfingen werde sich auch auf den Werkrealschulstandort Wangen und die Birken-Realschule Heumaden negativ auswirken. Das heißt, eine Gemeinschaftsschule in Hedelfingen kann das „Aus” für beide Schulen sein. Idealerweise sollte sich die Werkrealschule Wangen zu einer Gemeinschaftsschule entwickeln, andererseits könnte ein Gymnasium am Steinenberg das aus allen Nähten platzende Wirtemberg-Gymnasium entlasten.
Der Verwaltungsausschuss hat aus ideologischen Gründen wissentlich für eine Gemeinschaftsschule votiert, die das Land nicht genehmigen wird, wie Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann ausführte.

Auf die Frage eines Stadtrates, was bei einer Ablehnung der Gemeinschaftsschule passiert, erwiderte die Bürgermeisterin: „Dann bleibt alles, wie es ist.” Ich widerspreche ihr ungern, aber dem wird nicht so sein. Es ist an der Zeit, dass es einmal ausgesprochen wird, was die Spatzen von den Dächern pfeifen: Nach der „Rückabwicklung” der Werkrealschule im Jahr 2017/18 haben wir, falls die Gemeinschaftsschule nicht genehmigt wird (Bürgermeisterin Eisenmann: „Eine Ablehnung prognostizierte ich Ihnen heute schon”), ein leeres Schulhaus – mit Ausnahme der Grundschule in einem anderen Gebäude. Spätestens dann läuten bei mir die Alarmglocken. Ideen, wie die Schule dann genutzt werden könnte, würden mir bei der derzeitigen Flüchtlingssituation sofort einfallen. Vor fast 40 Jahren forderten wir als Eltern von Schulkindern den Schulstandort am Steinenberg. Wir sind damals nicht auf die Straße gegangen, um diesen traumhaft schönen Schulstandort der Flüchtlingswelle zu opfern! Die Bezirksbeiräte aus Untertürkheim, Wangen und Obertürkheim wie auch die Mehrheit des Gemeinderats wird dies nicht interessieren – uns Hedelfinger schon!

Dieter Bohnacker, Hedelfingen