Wohin mit Freier Aktiver Schule? – Nicht an die Bernsteinstraße

Stuttgart-Heumaden … Die Stadt Stuttgart möchte ihre Grünfläche am Südostende von Heumaden „Über der Straße“ für einen Neubau der Freien Aktiven Schule zur Verfügung stellen – vehement unterstützt von den Grünen. Der Sillenbucher Bezirksbeirat hat dies aber in einer Sondersitzung am 25. Juli mehrheitlich abgelehnt. Lässt sich eine Alternative finden?

Auf dem Papier sieht alles ganz einfach aus: Die Freie Aktive Schule (FAS), derzeit an der Hohen Eiche (Hoffeld/De­gerloch) in ehemaligen Flüchtlingsunterkünften, baut an der Bernsteinstraße ein neues Schulhaus plus Kindergarten. Schön im Grünen, die Kinder können in den Pausen naturnah spielen, das Baurecht lässt mehr oder weniger sofortiges Bauen zu. Anschließend kann in Degerloch das Sportgebiet neu geordnet werden (ab 2023). Doch bei näherem Hinsehen gewinnt man den Eindruck, dass diese Pläne mit heißer Nadel gestrickt wurden. Zudem fragt man sich, warum es ausgerechnet die Grünen – von ihrem Baubürgermeister über ihre Stadträte bis hin zu den Sillenbucher Bezirksbeiräten – so eilig haben, die Spielwiese in Heumaden zu bebauen.

Gemeinderat wartet ab

Dabei gäbe es durchaus Alternativen. Eine, beim Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG), war nach dem kürzlich gefassten Erweiterungsbaubeschluss zwar sofort zu verwerfen. Aber zwei andere nicht unbedingt: die Grünfläche zwischen Tennisanlage des SV Sillenbuch und Bernsteinstraße oder das Getreidefeld „Schwellenäcker“ an der Kirchheimer Straße zwischen Klara-Neuburger-Straße und Hundesportplatz (Foto oben).

Am 24. Juli war das Neubauvorhaben der FAS zum zweiten Mal Thema im zuständigen Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik. Das Meinungsbild bei den Räten war uneinheitlich. Pro Bernsteinstraße positionierten sich nur Grüne und FDP. Mehr oder weniger deutlich Contra gaben CDU, SPD, SöS-Linke-Plus und STADtISTEN – mit Tendenz zur Prüfung anderer Standorte. Vor allem die „Schwellenäcker“ sind im Blickfeld, zumal sie bis vor kurzem für einen GSG-Neubau im Gespräch waren. Noch nicht eindeutig positionierten sich die Stadträte der Freien Wähler und Liberal-Konservativen Reformer. Im Gemeinderat will man aber abwarten, was die Bezirksbeiräte in Sillenbuch (am 25. Juli) und Degerloch (nach den Sommerferien) von den Plänen halten.

Sillenbuch lehnt ab

Die Sillenbucher Antwort fiel deutlich aus: sehr wenig. Bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen der Grünen sowie einem Nein aus CDU-Reihen lehnte das Sillenbucher Stadtbezirksparlament in seiner Sondersitzung am 25. Juli den städtischen Plan für Heumaden ab. Nach zweistündiger, zum Teil emotionaler Diskussion forderten die Bezirksbeiräte vor rund 60 vor allem Heumadener Bürgern außerdem mehrheitlich eine weitere Prüfung von Alternativen für einen FAS-Neubau in ganz Stuttgart sowie – sogar einstimmig – eine Bürgerbeteiligung für den Fall, dass die FAS trotz aller Bedenken im Bezirk Sillenbuch angesiedelt werden oder eine Bebauung des fraglichen Grundtücks an der Bernsteinstraße weiterverfolgt werden soll. Als wesentliches Argument für einen Schulneubau an der Bernsteinstraße erwies sich auch in Sillenbuch die rasche Baumöglichkeit. Dagegen steht als Haupt-Contra-Punkt die enge Bernsteinstraße und die Angst vor Mehrverkehr durch „Elterntaxis“ einer Schule mit überregionalem Einzugsbereich – wie eben der FAS.

FAS möchte gar nicht weg

In fünf Jahren braucht die Schule aber definitiv ein neues Quartier. Auf die lange Bank schieben kann der Gemeinderat die Standortfindung also nicht. Die Frage ist, ob er sich mehrheitlich zur Eile treiben lässt. Interessant wird es im Herbst, wenn sich der Degerlocher Bezirksbeirat festlegt. Der hatte sich in seiner Januar-Sitzung für einen Verbleib der Schule im Bezirk stark gemacht. Dort will die FAS nämlich gar nicht weg. Soll sie aber, weil das Grundstück für Parkplätze benötigt wird. Der Sportstättenbedarf an der Hohen Eiche (Tennishalle, Bogenschießplatz, Parkplätze) ist in der jetzigen Diskussion nicht hinterfragt worden. Auch eine Alternative?

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