Zentral bezahlbar wohnen

Ostfildern-Ruit … Die Gradmann-Stiftung baut im Herzen von Ruit ein Wohn- und Geschäftshaus. In 14 Wohnungen sollen insbesondere Pflegekräfte des Samariterstifts bezahlbaren Wohnraum finden; die Stiftung subventioniert die Miete. Im Erdgeschoss wird ein Straßencafé entstehen. Baubeginn des 6,3 Millionen Euro-Projekts ist im September, fertig wird es im Frühjahr 2020.

Das Samariterstift sei mangels Pflegekräften schon heute nicht mehr voll belegt, berichtete Herbert Rösch bei einem Pressegespräch zur Vorstellung des Projekts am 20. Juni. Ein Grund dafür sei der Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Als Ostfilderns OB Christof Bolay im Oktober 2016 ihn – seinen Amtsvorgänger und heutigen Geschätsführer der Erich und Liselotte Gradmann-Stiftung – mit der Idee konfrontierte, gegenüber dem Samariterstift ein Wohnhaus für Pflegekräfte zu bauen, habe er zunächst an den Stiftungszweck gedacht. Der bestehe nämlich in erster Linie in der Förderung des Wohnens und Pflegens älterer Menschen. Hieraus ließe sich aber die Schaffung von Mietwohnungen für Pflegekräfte ableiten, wenn fehlender Wohnraum so nachhaltig wie heute den Arbeitsmarkt belaste.

Subventionierte Miete

Das Baugrundstück an der Ecke der Hedelfinger und Kirchheimer Straße bezeichnete OB Bolay als zentral gelegenes, „aber nicht ganz einfach zu bebauendes Grundstück“. Hintergrund: Das städtische Grundstück an der Straßenecke war mit 430 Quadratmetern für das Vorhaben zu klein. Erst durch die Verkaufsbereitschaft von zwei Nachbarn ließen sich schließlich zusammenhängende 754 Quadtratmeter zur Verfügung stellen. Die Gradmann-Stiftung hat alle drei Grundstücke erworben, eins von der Stadt, zwei von privaten Eigentümern, das letzte im Dezember 2017. Herbert Rösch ist froh über das „Wohlwollen der Nachbarn“ und freut sich über die Möglichkeit, in 14 Wohnungen mit 60 bis 100 Quadratmetern Fläche über Wohngemeinschaften ab 2020 bis zu 42 Menschen in Sozialberufen eine Wohnperspektive zu vertretbaren Mietpreisen in Arbeitsplatznähe bieten zu können. Die ortsübliche Vergleichsmiete von derzeit 11 Euro pro Quadratmeter will er aus Stiftungsmitteln subventionieren, um für 7,50 Euro pro Quadratemeter vermieten zu können. Dies, so Rösch, koste jährlich 80.000 bis 90.000 Euro. Die Gradmann-Stiftung werde damit „Null auf Null rauskommen“.

Bauplatz Gradmannstiftung Ruit 20.6.2018
Das Baugrundstück am Tag der Projektvorstellung. Hier werden schon Vorbereitungen getroffen.

Für Andreas Theilig vom Architekturbüro Kauffmann, Theilig & Partner (Kemnat) stellte sich das Projekt von Beginn an als „herausfordernde Bauaufgabe“ dar. Begeistert berichtete der Architekt bei der Projektvorstellung von dem „Knobelspiel“, einen städtebaulichen Hochpunkt zu setzen, den „Würfel“ aber verträglich zu den Nachbargebäuden in den engen Rahmen zu „schnitzen“. Theilig betonte, dass das Einkaufszentrum an der anderen Straßenecke sowie das gegenüberliegende Gebäude mit Sparkasse, Geschäften und Samariterstift ähnliche Höhen hätten wie der Neubau. Dieser ist sechsgeschossig, besteht ab dem ersten Obergeschoss aus zwei getrennten Baukörpern, ist unterkellert und bietet Garagenplätze für insgesamt acht Autos. Schrägen und „Fensterlöcher“ sollen die Fassaden auflockern und viel Licht ins Innere lassen. „Es hat Spaß gemacht“, blickte Theilig auf die Planung zurück. Dazu habe der „zuversichtliche Bauherr“ viel beigetragen.

Ratsmehrheit überzeugt

Oberbürgermeister Bolay ließ skeptische Stimmen aus Ruit nicht unerwähnt. Es habe Kritik an dem Projekt gegeben, auch eine Unterschriftensammlung. Doch zusammen mit dem inhaltlichen Konzept der Gradmann-Stiftung habe sich der Ostfilderner Gemeinderat überzeugen lassen. Eine Mehrheit stimmte dem Bauvorhaben schließlich zu. Jetzt soll die Baugenehmigung erteilt werden. Die Vorbereitungen auf dem Grundstück sind bereits im Gange.

www.demenz-support.de/gradmann-stiftung
www.ktp-architekten.de
www.ostfildern.de

Foto oben: Visualisierung des Bauvorhabens der Gradmann-Stiftung in Ruit. Illustration: Architekturbüro Kauffmann Theilig & Partner.

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