Zweiter Stolperstein: Gedenken an Karl Glemser

Stuttgart-Rohracker … 78 Jahre nach Grafeneck wurde in den Pflasterbelag des Gehwegs vor dem Haus an der Sillenbucher Straße 5 in Rohracker am 11. Juli ein „Stolperstein” für „Euthaniasie”-Opfer Karl Glemser verlegt. Glemser wurde am 11. November 1890 in Rohracker geboren. Am 11. April 1916 wurde er wegen akuter psychischer Auffälligkeiten ins Bürgerhosital eingeliefert. Von dort kam er zunächst in die Anstalt Winnenthal und lebte zuletzt in der Anstalt Rabenhof bei Ellwangen. Am 17. Oktober 1940 wurde Karl Glemser nach Grafeneck deportiert und am gleichen Tag ermordet.

Zum Stolpern im Geiste

Dies ist nach dem im April 2017 an der Rohrackerstraße 294 verlegten Stein zum Gedenken an Hedwig Maier der zweite Stolperstein in Rohracker. Hedwig Maier (geb. 1912 in Rohracker) wurde 1926 aufgrund ihrer geistigen Behinderung in die Fürsorgeanstalt Reutlingen Rappertshofen der Gustav-Werner-Stiftung eingewiesen. Sie besuchte mindestens bis zu ihrer Einweisung die Waldorf-Schule. Am 27. September 1940 wurde sie mit weiteren 60 Personen nach Grafeneck deportiert und am gleichen Tag ermordet. Beide Stolpersteine in Rohracker sind Teil des wohl größten

Stolperstein Hedwig Maier Stuttgart Rohrackerstr. 294
Rohrackers erster Stolperstein an der Rohrackerstraße 294 erinnert an das Schicksal von Hedwig Maier († 1940)

dezentralen Mahnmals der Welt. Der Kölner Künstler Gunter Demnig (Foto oben) verlegt seit mehr als 25 Jahren Stolpersteine, bisher mehr als 60.000 in ganz Europa, davon mehr als 800 in Stuttgart. Mit diesem Kunstprojekt will er ganz konkret im lokalen Umfeld an die Vertreibung und Vernichtung der Juden, der Sinti und Roma, der politisch Verfolgten, der Homosexuellen, der Zeugen Jehovas und der „Euthanasie”-Opfer im Nationalsozialismus erinnern.

Die Stolpersteine sind 10 auf 10 cm groß, aus Beton gegossen, mit einer Messingtafel versehen und werden in öffentliche Gehwege bündig eingelassen, damit niemand durch sie zu Schaden kommen kann. Und trotzdem heißen sie „Stolpersteine”, denn wer sie im Vorübergehen sieht, soll im Geiste darüber stolpern, kurz innehalten und die Eingravierung lesen. Unter der Überschrift „Hier wohnte…” wird damit direkt vor dem Wohnhaus des Opfers ein Stück Geschichte in unser alltägliches Leben zurückgeholt. Stolpersteine sollen ein Zeichen der Erinnerung sein, sollen die Opfer aus der Anonymität herausholen, dort, wo sie gelebt haben.

Initiative in Rohracker

Weitere Informationen zu diesem Projekt finden sich unter www.stolpersteine.com und www.stolpersteine-stuttgart.de. Einen guten Überblick zum Projekt kann man bei Wikipedia unter dem Stichwort „Stolpersteine“ nachlesen. Die Stolpersteininitiative Rohracker kümmert sich um die Opfer, die es auch in Rohracker gegeben hat und ist an Berichten, Aufzeichnungen und Fotos zu entsprechenden Ereignissen und Personen interessiert. Kontakt: Werner Ott, eMail: wernerott@posteo.de oder Barbara Stein, eMail: stein.alt@posteo.de.

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